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Tipps für Wiederlader

Dieser subjektive Erfahrungsbericht wendet sich an den Anfänger, der einen Wiederladerkurs besucht hat und mit dem Fachkundezeugnis den Pulverschein rechtmäßig erworben hat. Die hier geschilderten Erfahrungen sind aus 
über 30 Jahren Wiederladertätigkeit zusammengestellt von Toni Masarié.

Das Wiederladen ist ein Handwerk, welches erlernbar ist. Doch dazu gehört auch Wissen und Erfahrung. Alle hier geschilderten Arbeitsgänge beziehen sich auf die angegebenen und verwendeten Wiederladegerätschaften. Bei anderen Pressen, etc. können die angegebenen Werte abweichen. Informieren Sie sich genau, welche Werte und Ladedaten für Ihre Wiederlade-Ausstattung sinnvoll und verwendbar sind. Die hier geschilderten Erfahrungen beziehen sich ausschließlich auf die Herstellung von 8,15x46R-Munition für Scheibenstutzen.


Bilder / Text: A. Masarié  –  Redaktion: B. Hölscher


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Die Wiederladerpresse

So die Wiederladeprüfung ist bestanden, der Schein, der zum Kauf von Treibladungspulver berechtigt, wurde ausgehändigt, jetzt kann es losgehen.

Was kaufe ich mir für eine Presse? Es gibt am Wiederlademarkt eine ganze Reihe von Pressen die angeboten werden. Doch fast jeder Feuerstutzenschütze, der sich eine Presse kaufen möchte, stellt die gleichen Ansprüche. 

  • Sie soll stabil sein
  • Sie soll für Gewehrpatronen einen geschlossenen Rahmen haben (zum evtl. Umformen)
  • Sie soll universell mit Zündhütchensetzer kombinierbar sein.
  • Sie soll günstig sein.

Nach diesen vier Kriterien kommt dann auf den ersten Blick nur eine in Frage und das ist die RCBS®-Rock Chucker – oder baugleiche Pressen anderer Hersteller.
Das Verwunderliche an diesem Pressentyp ist aber, dass man sie günstig gebraucht bekommt, beispielsweise im Internet (bei eGun
, ebay). 
Dann fragt sich der Wiederlader Anfänger vielleicht, warum es genau diese – an und für sich gute Presse – so oft auf dem Gebrauchtmarkt gibt. Hören denn so viele Wiederlader mit dem Hobby auf? Oder gibt es vielleicht doch noch bessere Pressen, weswegen dann die alte Presse verkauft wird?

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Ich selbst arbeite schon 25 Jahre mit einer Forster Bonanza CO-AX®-Ladepresse und bin seit dem ersten Tag begeistert davon. Was mir auch zu denken gibt ist das, wenn bei mir irgendein Bekannter mit der Presse arbeitet, höre ich immer wieder das Gleiche: „Diese Presse ist besser als die meine.“
Das ist natürlich auch eine Preissache, aber so eine Presse kauft man sich nur einmal im Leben. Was das Bemerkenswerte an diese Forster Bonanza CO-AX® ist, man bekommt sie gebraucht nur äußerst selten. Warum? Der jenige der sie hat, gibt sie nicht mehr her!

Ich bin inzwischen der Meinung, eine Presse soll

  • stabil sein
  • übersichtlich, die zu ladende Hülse soll immer vollständig sichtbar sein
  • im Sitzen bedienbar, ohne dauernd mit dem Stuhl rücken zu müssen (wie bei der RCBS®)
  • die ausgestoßenen Zünder sollen sofort entfernt werden (sowas kann schnell passieren: eine gefettete Hülse fällt einem in die Auffangschale für abgeschossene Zünder)

    und:
  • Matrizen sollen schnell und präzise gewechselt werden können.
  • Eine Presse muss kein Zündhütchensetzgerät sein. 

Soweit zur Presse. Ich möchte natürlich mit diesem Beitrag keinerlei Werbung für Werkzeuge, Hilfsmittel oder bestimmte Produkte machen – jeder Wiederlader soll sich kaufen, was er für richtig hält. Ich möchte nur meine langjährigen Erfahrungswerte weitergeben.

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Die digitale Schieblehre

Als nächstes kommt ein Werkzeug, das keinem Wiederlader fehlen darf. Es ist die digitale Schieblehre.

Und hier beschafft man sich am besten gleich eine solche, die auf Knopfdruck von Millimeter auf Inch umgeschaltet werden kann.

Dies ist sehr von Vorteil bei der Bestimmung der Geschossgröße.

Prinzipiell gibt es die Geschossgrößen .318, .321 und .323 (Durchmesser in Inch).

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Der Matrizensatz

Als nächste Beschaffung kommt der Matrizensatz. Hier ist sollte man große Vorsicht walten lassen, denn es gibt mehrere unterschiedliche 8,15x46R Matrizen. Es gibt zwei verschiedene Größen von RCBS®, eine von Hornady® und eine weitere mir noch bekannte von Triebel®. Diese sind nicht alle gleich! 

Die Bezeichnungen der RCBS®-Matrizen haben die Buchstaben „L“ u. „N“. Die Variante „L“ ist für .323 und größer, Variante „N“ ist für .321 u. kleiner. Die von Hornady® ist die preisgünstigere und für alle Kaliber passend. Die Matrize von Triebel® kann man nach Maß bestellen.


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Um den passenden Matrizensatz zu ermitteln, sollte man eine Vorderladerkugel (mit ca. 8mm Ø) mit einem stabilen Putzstock durch den Lauf drücken (vom Patronenlager zur Mündung). Dabei kommt eine deformierte Kugel heraus, auf dem sich die Felder und Züge des Laufes abgedrückt haben. Bei dieser ist nun mit der Schieblehre der Durchmesser ausmessen, damit stellt man dann den Laufinnendurchmesser fest. Das Ergebnis kann z.B. bei .3185 Inch liegen.

Bei diesem Maß würde sich ein Geschoss der Größe .321 anbieten, denn das Geschoss sollte immer leicht größer sein als der Laufinnendurchmesser. Nach diesem Messen stelle ich nun fest, ich benötige einen Matrizensatz für die Geschossgröße .321.

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Der Innenkalibrierer in der Matrize

Jetzt kenne ich die Matrizengröße die ich benötige, beispielsweise .321. Ich beschaffe mir von RCBS® die Version „N“ und stelle beim ersten Hülsenkalibrieren fest, dass das Geschoss in die Hülse fällt, ohne jeglichen Ausziehwiderstand! Das ist etwas was bei neuen Matrizen sehr oft vorkommt. Es liegt daran, dass der Innenkalibrierer zu groß ist. Man kann sich dadurch abhelfen indem man den Innenkalibrierer abschraubt, in die Bohrmaschine einspannt und mit einem auf ein Stück ebenes Holz gespanntes Polierleinen laufen lässt, bis der Innenkalibrierer das richtige Maß hat.

Wenn man die Möglichkeit hat, den Innenkalibrierer in eine Drehmaschine zu spannen (vielleicht mit Spannzangen), wäre die Arbeit noch präziser – oder sogar für Perfektionisten. Ich hab aber festgestellt, dass auch Perfektionisten beim Schießen genauso wackeln und somit sind alle Schützen wieder auf einem Niveau.
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Der Innenkalibrierer sollte die folgenden Maße haben:

  • Geschossdurchmesser .318 = 8,01mm
  • Geschossdurchmesser .321 = 8,09mm
  • Geschossdurchmesser .323 = 8,15mm

Er sollte nach meinen Erfahrungen immer 0,06mm kleiner sein als das Geschoss, dann passt auch der Auszugswiderstand. Der Auszugswiderstand ist die Kraft, die man benötigt, um das Geschoss aus der Hülse zu ziehen.

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Weiteres Zubehör: Hülsen, Fettkissen und Fett

Nun haben wir uns den Matrizensatz besorgt, jetzt brauchen wir noch die Hülsen, ein Fettkissen und das passende Fett und dann kann es losgehen!
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Die Hülsen

Man hat zwei Möglichkeiten: entweder man kauft fertige "Original 8,15x46R Hülsen" von RWS® die verhältnismäßig teuer sind. Oder man formt die preiswerteren 30.-30. Winchester® Hülsen um.

 

Das Fettkissen

Es gibt fertig gefettete Kissen zu kaufen, beispielsweise von RCBS® oder anderen Herstellern. Als Alternative kann man auch ein fabrikneues Stempelkissen benützen, welches noch nicht mit Farbe getränkt ist.
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Das Fett

Hier benütze ich seit vielen Jahren das Lyman Case Lube® und das ist wirklich hervorragend. Ein Tropfen genügt, um ca. 30 Hülsen zu fetten.

 

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Die Matrize montieren

Man beginnt nun mit der Einstellung der der Kalibriermatrize in der Presse. Dazu schiebt man bei der Bonanza® bzw. schraubt man bei der RCBS® die Matrize ohne Zündhütchenausstoßer und ohne Innenkalibrierer hinein. Dabei achtet darauf, dass bei hochgefahrener Presse zwischen Hülsenhalter und Matrize ca. 1mm Luft bleibt.

Wenn dies geschehen, ist die Matrize richtig eingestellt und kann am Stellring mit der Madenschraube gekontert werden.

 

Hinweis: Zum Kontern der Schrauben sollten nur Zoll-maßige Inbusschlüssel verwendet werden, welche für diese Schrauben vorgesehen sind (im Wiederladehandel erhältlich).

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Der Innenkalibrierer

Nun wird der Innenkalibrierer mit dem Ausstoßstift eingeschraubt, soweit bis der Stift im geschlossenen Zustand der Presse ca. 4mm in dem Hülsenhalter ragt.

 

 

Die Hülse fetten

Nun tränkt man das Fettkissen mit einem Tropfen Fett. Man verteilt es, indem man mit dem Finger darüber streicht. Nun rollt man darauf eine Hülse ganz leicht hin und her – man muss nur ganz leicht spüren, dass die Hülse gefettet ist.

Vorsicht: Bei zuviel Fett entstehen an der Hülse beim Kalibrieren starke Dellen und die Hülse wird unbrauchbar!.

 

 

Das Innenkalibrieren und Außenkalibrieren

Jetzt schiebt man die Hülse in den Hülsenhalter Nr.2, der für diese Patrone vorgesehen ist. Dann fährt man die Presse mit der Hülse gefühlvoll hoch – immer mir einer Hand die Hülse führend und mit der anderen langsam bis zum Anschlag pressend – dann langsam wieder zurück.

Dabei geschieht folgendes:

1.) Beim Hochfahren wird die Hülse außen kalibriert und
     das abgeschossene Zündhütchen wird ausgestoßen.

2.) Beim Zurückfahren der Presse wird die Hülse innenkalibriert.

 

 

Der Tumbler

Jetzt ist die Hülse gefettet, innen- und außen kalibriert und das abgeschossene Zündhütchen ist entfernt. Nun muss das Fett auf der Hülse wieder entfernt werden, durch einen Lappen der mit Lösungsmittel benetzt ist (Waschbenzin o.ä.) oder mit einen Tumbler, der mit Walnussgranulat oder ähnlichem Poliermaterial gefüllt ist.

Tipp: Es ist ratsam, abgeschossene Hülsen direkt nach dem Schießen mit einem Tumbler zu reinigen, um Pulverrückstände und Verunreinigungen zu entfernen – das schont die Matrizen!

Hinweis: Werden gebrauchte Hülsen verwendet, muss jede einzelne Hülse von Hand auf Haarrisse und Deformierungen geprüft werden. Nicht mehr intakte Hülsen müssen aussortiert werden.

 

 

Das Auftrichtern der Hülse

Man trichtert eine Hülse auf, damit das Geschoss beim Setzen nicht abgeschabt oder beschädigt wird. Dazu gibt es eigens eine Matrize, die aber separat gekauft werden muss.
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Die Einstellung der Auftrichtermatrize in der Presse erfolgt gleich wie bei der Kalibriermatritze. Sie besteht aus zwei Teilen, einem Trägergrundkörper der bei alle Kalibern passt, und einem Trichtereinsatz, den es in verschiedenen Größen zu kaufen gibt.

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Nun wird die Hülse auf max. 8,70mm aufgetrichtert, dann passt sie noch in jedes Patronenlager.

Hinweis: Wenn Sie das erste Mal eine Hülse für einen Stutzen formen, sollten Sie zwischenrein Testen, ob diese auch gut in das Patronenlager des Stutzens passt. Auch fabrikneue Hülsen müssen dem jeweiligen Patronenlager angepasst werden. Erst wenn alle Einstellungen an der Matrize passen, sollte mit der „Massenfabrikation“ begonnen werden!


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Das Zündhütchen und das Setzen des Zündhütchens  

Jetzt ist die Formung der Hülse fertig, es wird nun das Zündhütchen gesetzt. Bei manchen Pressen wird es mit dem Kalibrieren gleichzeitig gemacht.

Ich persönlich setze das Zündhütchen separat mit einem selbst gebauten Gerät, denn damit kann man es gefühlvoller und gleichmäßiger setzen.

 

 

Das Setzen des Zündhütchens sollte jeder Wiederlader so machen, wie es in der Beschreibung des jeweiligen Gerätes – das er erworben hat  – erläutert wird.

Zum Zündhütchen selbst. Ich schieße – seit ich zurückdenken kann – CCI large Rifle BR2® und habe noch nie einen Versager gehabt. Es gibt manche Feuerstutzenschützen, die sogar auch die Zünder nach Gleichmäßigkeit und Abbrandtemperatur testen –  ich finde das dann doch übertrieben. Ich bin der Meinung, ein Zünder muss immer zünden und nicht der billigste Schrott sein, dann passt es.

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Nun ist die Hülse zum Laden fertig. Es gibt zu diesen Arbeitsgängen noch zwei weitere Utensilien die empfehlenswert sind. Sie werden von mehreren Schützenkameraden mit Erfolg eingesetzt.

Das eine ist der Lee Zündhütchensetzer, dieser ist aber nur bei der RCBS® Presse oder ähnlichen Fabrikaten geeignet. Er wird in das Matrizengewinde gesteckt und dann funktioniert die Presse wie ein Zündhütchensetzgerät. Dieser ist günstig in der Anschaffung und soll tadellos funktionieren.

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Ich selbst kann dazu leider nichts sagen, denn ich habe noch nicht damit gearbeitet. Ich habe nur von mehreren Schützen gehört, dass dieser gut sein soll.

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Das zweite Utensil, welches ebenfalls empfehlenswert ist, habe ich auch selbst getestet.

Es sind die Schnellwechseleinsätze von Hornady®. Man ersetzt die Gewindebuchse der Presse mit einer Bajonettbuchse von Hornady®. Dazu gibt es die passenden Gegenstücke (Aufnahmen), die außen ein Bajonett und Innen ein Gewinde für Matrizen haben.
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Damit spart man Zeit und „Fummelei“, man braucht die Matrize nicht immer ganz herausschrauben. Man schont sie dabei auch, da sie sich oft fest presst. 

Manche Wiederlader setzen dann die Wasserpumpenzange ein, und diese hinterlässt meistens auf der Matrize unschöne Spuren. Also ist dieser Adapter ein sehr gutes Hilfsutensil.

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Das Einfüllen des Pulvers

Als nächster Schritt erfolgt das Einfüllen des Pulvers. Hierzu werden die bezünderten Hülsen auf ein Ladebrett gegeben. Die meisten Ladebretter die angeboten werden sind aus Plastik und fassen 50 Hülsen.


Nun kommt das Pulverfüllgerät zum Einsatz. Das Pulver wird umsichtig in den dafür vorgesehenen Behälter gefüllt und auf die zu ladende Menge eingestellt. Es werden sooft mittels Pulverwaage Kontrollwägungen durchgeführt, bis die gewünschte Ladung erreicht ist.

Die meistgebrauchte Pulverwaage ist die "10-10" von RCBS®, sie reicht allemal für die Wägungen aus, die ein Wiederlader benötigt. Viele Wiederlader steigen jetzt auf Digitalwaagen um, diese sind inzwischen sehr genau, können zwischen Grain und Gramm per Knopfdruck umgestellt werden. Sie sind klein und handlich und teilweise auch günstig im Preis erhältlich.

Umrechnung: 
1 Grain = 0,06479891 Gramm
1 Gramm = 15,432 Grain

Ich persönlich benütze eine Laborwaage, die vier Stellen nach dem Komma wiegt, aber sie gibt leider nur Gramm an. Ich habe mir dazu eine Umrechnungstabelle zusammengestellt und komme sehr gut damit zurecht. Ich habe für Interessenten, die mit ähnlichen Waagen arbeiten, die Umrechnungstabelle hier als PDF bereitgestellt.

PDF-Umrechnungstabelle

Nun wird das Pulver mit dem Pulverfüllgerät in die Hülsen gefüllt, die im Ladebrett eingestellt wurden. 

Ich kontrolliere jede 50ste abgefüllte Pulvermenge anhand der Waage nach. Damit bin ich immer auf der sicheren Seite, dass sich die Einstellung am Pulverfüllgerät nicht versehentlich geändert hat.

Hinweis: Beim Umgang mit Pulver sind stets alle Sicherheitsregeln zu beachten!

 

Die Verdämmung

Nun kommen wir zu einem Thema, das unter den Scheibenstutzenschützen eigentlich das meistdiskutierteste ist: die Verdämmung. 

Warum verdämmt man? Man verdämmt, damit sich das Pulver, das nur in geringen Mengen das leere Volumen der Hülse füllt, immer gleichmäßig vor dem Zündloch befindet – auch wenn die Patrone waagerecht in der Waffe liegt. Es ist erwiesen, dass es dadurch zu einem konstanteren Abbrennen des Pulvers kommt. Was ebenfalls Tatsache ist: je konstanter der Abbrand ist, desto konstanter ist der Gasdruck – und je gleichmäßiger der Gasdruck ist, desto höher ist die Präzision des Schusses.

Mit welchen Materialien kann man verdämmen? Es gibt viele „Hausmittel“ dafür, z.B. Toilettenpapier, Kapok, Watte, Zahnarzttampons, Filz, ausgestanzte Pappkreise, etc. Beim Verdämmungsmaterial ist es vor allen Dingen wichtig, dass es „naturrein“ ist. Denn beim Abbrennen des Pulvers in der Hülse entsteht große Hitze. Deswegen können aus dem Verdämmungsmaterial chemische Gase austreten, die den Stahl des Laufes auf Dauer beschädigen könne.

Achtung: 
Es wird auch immer wieder davon berichtet, dass man 8,15er Munition mit Grieß verdämmen könne. Dies ist zwar möglich, doch insbesondere Hartweizengrieß kann sehr hart und scharfkantig sein, dass es wie Schmirgelpapier durch den Lauf saust und diesen beschädigen kann. Zudem ist durch die Füllung in der ganzen Hülse der Gasdruck extrem verändert, so dass es dem Schützen eine Pulver-Grieß-Mischung lebensgefährlich um die Ohren hauen kann! Wir raten dringend davon ab, mit Grieß zu verdämmen!

Ich persönlich bin der Meinung, wird die 8,15er Patrone mit dem meistbenütztem Pulver – dem Vithavuori® N110 (früher „Kemira“-Pulver) – geschossen, sollte auch verdämmt werden.

Vorteile:

  • Die Hülse liedert sauber an und kommt sauber ohne Schmauch aus dem Patronenlager heraus.
  • Das gesamte Pulver verbrennt fast rückstandslos.
  • Die Präzision ist ggf. höher.

Nachteile:

  • Der Kammergasdruck steigt stark an
  • Der Gasdruck steigt spontaner – nicht aufbauend, daher etwas härterer Schuss
  • Mehrarbeit beim Laden der Patronen.
  • Mehrkosten.

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Wie stelle ich eine Verdämmung her?

Zum Verdämmen haben sich folgende Materialien als praktikabel erwiesen:

  1. Filz: Man spanne ein 10mm Locheisen in die Ständerbohrmaschine, lege die gekaufte Filzplatte auf ein ebenes Stück Holz und drehe damit passende Pfropfen heraus. Nun drücke ich diesen Pfropfen durch eine konische eigens dafür hergestellte "Hilfshülse" in die Hülse in der sich das Pulver befindet.
  2. Toilettenpapier: Ich viertele ein Blatt eines mehrlagigen Toilettenpapiers, rolle es leicht zu einer Kugel und drücke sie in der gleichen Art wie den Filzpfropfen in die Hülse in der sich das Pulver befindet.
  3. Zahnarzttampons: Man besorge sich diese Wattestäbchen (Länge ca. 5cm)  im passenden Durchmesser und teilt sie mit einem scharfen Messer in vier gleichgroße Stücke. Anschließend schiebt man eines davon in die Hülse, in der sich bereits das Pulver befindet. 

    Tipp: Zum festen Nachdrücken nimmt man am besten das stumpfe Ende eines Bleistifts, das passt ganz genau hinein.

Hinweis: Bei allen Arten der Verdämmung ist es wichtig, dass man für jede Patrone die identische Menge Verdämmungsmaterial verwendet, damit auch jeder Schuss den gleichen Gasdruck hat!

 

Achtung!
Das Verdämmen ist sozusagen eine Wissenschaft für sich. Durch das jeweils verwendete Verdämmungsmaterial entsteht ein veränderter Brennraum in der Hülse. Das wirkt sich auf den Gasdruck aus, der immens ansteigen kann und dann zur Gefahr wird. Dies muss durch eine korrigierte Pulvermenge wiederum ausgeglichen werden. 
Durch falsch verdämmte Patronen ist durch Überdruck schon so mancher Unfall passiert. Bei zu wenig Druck kann auch das Geschoss im Lauf stecken bleiben.
Wer sich nicht sicher ist, ob und wie er verdämmen kann, soll es besser gar nicht tun!

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Das Geschoss 

Jetzt ist man mit der Ladungsfüllung fertig und geht nun zum Geschosssetzen.
Als fertige Geschosse gibt es am Markt eigentlich nur zwei mir aktuell bekannte Marken:

  • Haendler & Natermann® in mehreren Gewichten und Kalibern, kunststoffbeschichtet und gefettet
  • Rifle Bullet Caster® in Blei gefettet, aber verschiedene Bleihärten.

H&N®-Geschosse sind die am meisten verwendeten, es gibt aber viele Schützen, die ihre Geschosse noch selber gießen.

 

(1) Selbstgegossenes Geschoss, 
      mit Kokille 323470 von Lyman®
(2) Rifle Bullet Caster®

 

(3) H&N® Blei gefettet
(4) H&N
® Blei "Gold" kunststoffbeschichtet 

 

H&N-Geschosse

Es sind Kegelflachkopfgeschosse, die eine vernünftige Standardpräzision haben. Sie sind immer für einen „Zehner“ brauchbar. Ich schieße sie kunststoffbeschichtet (H&N „Gold“) mit 148grs. Hierbei entstehen geschossene 5er-Serien mit montiertem Zielfernrohr um die 3cm Streukreis – und das ist absolut ausreichend. Als Vergleich sollte man dies mit einem KK auf 100m probieren, ebenfalls mit Zielfernrohr – da ist man mit einem solchen Wert sofort zufrieden.

Den einzigen Nachteil den sie haben: sie sind durch die Kegelform recht kurz. Das bedeutet, wenn man eine Waffe hat, die einen normalen Übergangskonus besitzt, kommt man fast nie auf einen Freiflug von „0“, wie er von vielen gefordert ist. Ich bin aber soweit dass ich damit leben kann, wenn der Freiflug 1mm bzw. 2mm lang ist. Was für die H&N- Geschosse noch spricht ist, dass sie ein randscharfes Loch geben und das ist bei der Auswertung der Scheiben immer von Vorteil. Ich habe noch die Erfahrung gemacht, dass die schwereren Geschosse ab 170grs. leicht zu "Kippern" neigen, also dass das Geschoss nicht gerade in die Scheibe einschlägt und somit ein länglicheres Schussloch produziert.

Geschosse von Rifle Bullet Caster

Es sind die Rundkopfgeschosse, sauber gegossen mit ca. 175grs. und sie sind in mehreren Härten erhältlich. Durch den Rundkopf sind sie auch länger als die H&N-Geschosse, dadurch kommt fast immer an den Freiflug von „0“ ran.
Sie ähneln auch sehr den Vorkriegsgeschossen, wie z.B. dem „L 8,15“ – das macht gerade beim Traditionsschießen ein gutes Bild!

Was mir persönlich bei diesen Geschossen weniger gefällt, ist die Fettung. Die Rillen sind nicht immer sauber ausgefettet und das Fett ist überall, bloß nicht dort wo es sein soll. Sie neigen gern zu Kippern. Mir macht das weniger aus, ich bestelle die Geschosse ungefettet und unkalibriert. Ich kalibriere sie mir dann in der passenden Größe und versehe sie mit dem Fett, welches mir am besten taugt.

Eines möchte ich zum Hersteller der Rifle Bullet Caster noch gerne sagen: es gibt nur wenige in dieser Branche, die so gut und kompetent beraten, auf alle angefragten Probleme eingeht und keine Mühe scheut, den Kunden zufrieden zu stellen!

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Das Geschoss setzen

Jetzt gebe ich die Setzmatrize in die Presse und richte sie so ein wie die Kalibriermatrize. Hier muss ich mich überzeugen, dass die Hülse nicht gecrimpt wird, d.h. der Rand oben darf nicht eingezogen werden. Wenn dies der Fall ist, kann man das dadurch vermeiden, dass man die Matrize weiter rausschraubt und die Länge der Patrone mit der Gewindestange einstellt.

Wenn ich mich für das passende Geschoss entschieden habe, stelle ich die genaue Patronenlänge fest die ich benötige, damit der Freiflug nach Möglichkeit „0“ ist.

 

Achtung:
Beim Ausmessen der Patronenlänge darf man auf keinen Fall eine bezünderte und geladene Hülse/Patrone verwenden. Sicher ist es nur, wenn eine leere Hülse verwendet wird. Zu leicht kann sich „beim Herumfummeln“ ein Schuss lösen. Auch nur durch die Schlagkraft eines Zündhütchens kann das Geschoss in den Lauf geraten und dort feststecken, bzw. auch aus der Mündung heraustreten!

Die Patronengesamtlänge ermittle ich folgendermaßen:

  • Ich schiebe das Geschoss (nur das Geschoss, keine Patrone!) meiner Wahl in das Patronenlager des Stutzens, drücke es mit der Rückseite eines Bleistiftes in das Lager, bis ich auf Widerstand stoße.
  • Gleichzeitig schiebe ich von der Mündung her Richtung Patronenlager einen Putzstock ohne Bürste hinein, bis er am Geschoss (welches ich vom Patronenlager her eindrücke) ansteht.
  • Jetzt markiere ich auf dem Putzstock genau an der Mündung des Laufes einen Bleistiftstrich.
  • Dann setze ich ein Geschoss auf eine kalibrierte, leere Hülse – ohne Zündhütchen und ohne Pulver – drücke sie mit der Setzmatrize (die ich in der Zwischenzeit in der Presse eingestellt habe) leicht darauf.
  • Nun probiere ich immer wieder die Patrone in das Lager zu schieben und den Putzstock wieder von der Mündung her nachzuschieben. Wenn die Patrone nicht in das Patronenlager passt, ist mit der Setzmatrize immer wieder vorsichtig nachzupressen.
  • Die richtige Länge ist dann erreicht wenn, sich der Verschlussblock schließen lässt, und die Bleistiftmarkierung am Putzstock wieder genau an der Mündung steht.
  • Wenn dies geschehen ist, sollte man die Madenschraube am Konterring der Matrize wieder festdrehen und somit ist die Matrize für die passende Setzlänge der Patrone fertig eingerichtet. Anschließend kann ich mit einem Entladehammer die Testpatrone (die ja ohne Pulver ist) wieder entladen.

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Die Dokumentation der Ladedaten

Abschließend wird das ganze Prozedere noch dokumentiert. Dies erfolgt in einem Wiederladedatenbuch, mit einem Aufkleber auf der Patronenkiste oder in einer Datei im Computer. Das kann dann ungefähr so aussehen, wie nachfolgend dargestellt. Es kann jeder Wiederlader so machen, wie er Lust und Liebe hat. Jedenfalls sollte es gemacht werden, damit das Ganze reproduzierbar ist.

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In der Hoffnung den einem oder anderen damit geholfen zu haben, habe ich meine Angaben nach besten Wissen und Gewissen dargestellt. Für eventuelle Fehler oder Falschinterpretationen kann ich aber keine Verantwortung übernehmen.

Mit Schützengruß!
Masarié Anton

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Abschließender Hinweis: 
Alle hier gemachten Angaben zum Laden von Patronenhülsen und dem Umgang der Geräte und Materialien sind aus dem persönlichen Erfahrungsschatz des Autors. Jeder Wiederlader muss allen Sicherheitsregeln gemäß mit Pulver und Patronen umgehen können. Es sind keinerlei rechtliche oder juristische Ansprüche auf die hier gemachten Vorschläge abzuleiten – weder an den Autor noch an die Redaktion der privaten Internet-Seite. 
Jeder Wiederlader handelt ausschließlich in eigener Verantwortung und auf eigene Gefahr, für die gemachten Angaben wird keinerlei Haftung übernommen.

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®-Hinweis:
Alle genannten Produkte und Logos von Herstellern werden nur zur Identifikation der Produkte und Hersteller verwendet und können eingetragene Marken der entsprechenden Hersteller sein.

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Die „Tipps für Wiederlader“ stehen auch in einer ausdruckfreundlichen
PDF-Version zur Verfügung!

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