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Ringe – Blattl – Teiler 
Oder: Was steht in einem Ladschreiben?
 

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Von Brigitte G. Hölscher

 

 

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Während im Norden des Landes hauptsächlich nur mit einer Ringwertung geschossen wird, so hat sich im Süden Deutschlands wie auch in Österreich der alte Brauch des Blattl-Schießens bis heute gehalten – und das nicht nur bei den Traditionsschützen. 

Wird in einem Ladschreiben zu einem Zimmer- oder Feuerstutzenschießen dem interessierten Traditionsschützen in kurzen Worten beschrieben, was geschossen und gewonnen werden kann, so weiß er sofort worum es geht.

Wer sich mit dieser Materie noch nie befasst hat, weil es diese Art von Schießen „nördlich des Weißwurstäquators“ kaum gibt, der versteht selten den Inhalt des Ladschreibens. Denn hier werden viele Fachausdrücke verwendet, die nicht im Waffenlexikon nachzulesen sind. Deswegen sei hier nun erläutert, wie geschossen, gewertet und gewonnen wird.
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Das Ladschreiben

In einem Ladschreiben zu einem Traditionsschießen stecken viele Informationen seitens des Veranstalters, die der Schütze für seine Vorbereitung und den Ablauf des Schießens benötigt. Der Ausrichter und der Schießort ist eindeutig zu nennen. Auch die Anzahl der Stände und die Distanz wird genannt. 
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Bei einem Feuerstutzenschießen ist es beispielsweise wichtig zu wissen, ob es sich um einen 100m-Stand mit Seilzuganlagen handelt oder um einen klassischen Zieler/Schreiber-Stand – wobei dies in den Ladschreiben aus Österreich nicht ersichtlich ist, hier ist regionales Wissen Voraussetzung. Sind Seilzuganlagen vorhanden, muss der Schütze im Allgemeinen sein Spektiv mitbringen, um seine Einschüsse auf der Scheibe betrachten zu können, da die Scheiben nur zum Wechseln eingeholt werden. Bei einem Zieler-/Schreiber-Stand hingegen ist es verboten, dass die Scheibe mit einem Spektiv beobachtet wird. Hier ist einzig und allein das Aufzeigen des Zielers für die niederzuschreibende Ringzahl gültig.

Bei einem Ladschreiben für Zimmerstutzenschießen wird normalerweise ebenfalls die zu schießende Distanz angegeben, ob es sich um 10m oder 15m handelt. Dies kann vor allem für denjenigen Schützen interessant sein, der zwei Zimmerstutzen besitzt – einen, den er speziell auf 10m-Bahnen nutzt und einen, der korrekt auf 15m eingeschossen ist. 

Da es auch immer wieder Schießveranstaltungen gibt, bei denen nicht nur die traditionellen Zimmerstutzen zugelassen sind, sondern auch modernere Schmidt-Stutzen, so müssen die zugelassenen Arten auch im Ladschreiben angegeben sein. So kann der Interessent entscheiden, ob er mit seiner „Antiquität“ gegen Moderneres in einer Wertung antreten möchte.

Erfreulicherweise wird auch bei Traditionsschießen in Deutschland immer öfter die sogenannte Veteranenklasse angeboten, so dass auch Schützen im höheren Alter mit Hilfsmitteln (z.B. Pendelschnur oder sitzend) antreten dürfen und dies in einer separaten Wertung ausgepreist wird. Es unterstützt die Chancengleichheit für alle antretenden Schützen und kann vor allen Dingen viele jüngere Schützen für das Traditionsschießen begeistern. In Österreich ist es seit langem gebräuchlich, dass stets eine Veteranenklasse ausgeschossen wird.
 

 

Einlage und Nachkauf

Im Ladschreiben steht auch, wie hoch die Einlage ist, also zu welchem Preis die „Grundausstattung“ an Scheiben erhältlich ist, wie viele Scheiben zu welcher angebotenen Wertung beiliegen. Daraus lässt sich dann errechnen, wie viel Schuss mindestens abgegeben werden können. Die Einlage beinhaltet auch die Standgebühr – aber keine (Tages-) Versicherung, sofern der Schütze nicht über seinen Landesverband versichert ist. 

Da immer mehr als eine Wertung oder Scheibengattung angeboten werden, kann ein schlecht präsentiertes Ladschreiben schnell unübersichtlich werden. Zumal bei vielen Scheibengattungen und Wertungen auch ein Nachkauf möglich ist. Dies bedeutet, das sich der Schütze zusätzliche Scheiben zu den einzelnen Wertungen nachkaufen kann, wenn er mit seinem Ergebnis der Einlage-Scheiben noch nicht zufrieden ist. Manchmal ist ein unbeschränkter Nachkauf möglich, also kann der Schütze solange nachkaufen, bis ihm das Taschengeld, die Munition oder die Schießzeit ausgeht. Bei einem beschränkten Nachkauf ist im Ladschreiben die maximal nachzukaufende Scheibenzahl angegeben. Es kommt oft vor, dass bei einem Schießen beispielsweise die Punkt-/Meister-Scheiben unbeschränkten Nachkauf haben, während die Glückscheibe auf wenige Scheiben beschränkt ist oder gar kein Nachkauf auf der Hauptscheibe möglich ist. Ein überhöhter Betrag für die Einlage oder zu hohe Nachkaufpreise verringern meist die Teilnehmerzahl beim Preisschießen.

Auspreisung und Schießzeiten

Im Ladschreiben muss auch nachzulesen sein, bei welcher Wertung welche Preise zu gewinnen sind. Meist werden, silberne Hutnadeln, Sachpreise oder Geldpreise ausgeschossen. Beliebt sind auch „nahrhafte Preise“ wie Brotzeitplatten, Geflügel (bei den Kirchweih-Schießen im Herbst) oder Fresskörberl. Der Veranstalter garantiert mit dem Ladschreiben, dass die Preise auch tatsächlich ausgeschüttet werden und auch der Modus der Auswertung nicht verändert wird. Es dürfen zwar auch mehr Preise als zuvor angegeben ausgeschüttet werden, jedoch keinesfalls weniger. Ist im Ladschreiben schon ersichtlich, dass die Auspreisung 'eher mager' gestaltet ist, hält dies viele Schützen von der Anreise ab.
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Schlussendlich stehen im Ladschreiben die Schießzeiten und ggf. Schießpausen um die Mittagszeit sowie der Kassenschluss an jedem der evtl. mehreren Schießtage. Oft liest man im Ladschreiben „Der letzte Schuss fällt um 17:00 Uhr". Dies bedeutet, dass tatsächlich das Schießen um die genannte Uhrzeit beendet wird, nur die aktuelle Serie darf noch vom Schützen ausgeschossen werden. Weitere bereits gekaufte Serien verfallen. 
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Das jeweilige Ladschreiben ist (neben der Waffenbesitzkarte und ggf. dem Europäischen Feuerwaffenpass) zu einer Schießveranstaltung stets mitzuführen. Dies hat den Hintergrund, dass der Schütze bei einer Kontrolle gegenüber der Polizei nachweisen können muss, wohin er mit seinem Sportgerät unterwegs ist. Der jeweilige Schießort ist auf dem kürzesten Wege anzufahren.
Auch die Uhrzeit und Ort der Preisverteilung muss genannt sein. Abschließend sind noch Richtlinien, Hinweise (z.B. auf die „Kleiderordnung“), Versicherungstechnisches und Erläuterungen sinnvoll, die dem interessierten Schützen weitere Informationen bieten.

Alle vom Ausrichter bzw. Veranstalter im Ladschreiben angegebenen Regelungen und Richtlinien sind verbindlich. Sobald der Schütze an der Kasse die Bolette löst, erkennt er die Bedingungen an und verzichtet auf etwaigen Widerspruch.

 


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Die Scheiben

Fast jede Scheibe kann mit folgenden Begriffen beschrieben werden: der bedruckte Karton wird Scheibe genannt, während die Kreise im Gesamten als Scheibenbild bezeichnet werden. Da bei fast jedem Scheibenbild der innere Bereich (meist die Ringe 5 bis 10) invertiert dargestellt sind, wird dieser Teil des Scheibenbildes Spiegel genannt.

Ganz in der Mitte der Scheibe ist der 10er, das Zentrum. Wird dieses getroffen, wird offiziell vom Tiefschuss gesprochen. Jedoch wird in Bayern und Österreich ein Tiefschuss meist Blattl oder auch Plattl genannt.

Je nach Disziplin und Distanz haben die Scheiben unterschiedliche Größen. Im Allgemeinen sind die Scheiben für das Feuerstutzenschießen zwischen 60x60cm und 35x35cm groß, dies kommt jedoch auf die Region der Schießveranstaltung und die zu schießende Distanz an. Diese liegt – je nach Stand und Verfügbarkeit – zwischen 100m und 150m. Es ist aber nicht so, dass die am weitesten entfernten Scheiben auch die größten Abmessungen haben...

Beim Zimmerstutzenschießen liegt die Distanz heutzutage entweder bei 15m oder auch bei 10m, wenn keine 15m-Stände vorhanden sind. Hier wird teilweise auf Kartonstreifen mit fünf Scheibenbildern (à 1 Schuss)  geschossen oder auf eine quadratische Scheibe, auf die die gesamten fünf Schuss der Serie abgegeben werden.

Bei Zimmerstutzen-Scheibenstreifen, die 5kreisig sind, gibt es nur den Spiegel. Hier besteht also jedes Scheibenbild nur aus dem Spiegel. Für ein „gutes Blattl“ muss der kleine Zentrumspunkt weg geschossen werden. 

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Die Scheibengattungen und Wertungen

Im Ladschreiben ist aufgeführt, welche Wertungen und Scheibengattungen bei der Veranstaltung geschossen werden. Hier gibt es die unterschiedlichsten Varianten, die detailliert aufgeführt werden müssen.

Die Punkt-/Meisterserie – Vererbte Wertung

Bei nahezu jedem Traditionspreisschießen in Bayern wird die sogenannte Punkt-/Meisterserie angeboten. Diese Wertung wird auf Scheibenkartons mit schwarzem Blattl geschossen, bzw. bei Zimmerstutzen auf schwarze Scheibenspiegel. Pro Serie werden fünf Schuss abgegeben, also sind bei 10kreisigen Scheiben maximal 50 Ringe zu erreichen. Da es bei Zimmerstutzen auch 5kreisige Scheiben gibt, können hier maximal 25 Ringe fallen. Werden bei einem Schießen ausnahmsweise keine 5er sondern 10er Serien geschossen, steht dies ebenfalls im Ladschreiben.

Bei der Punkt-/Meisterserie hat der Schütze die Möglichkeit, sich entweder mit einem guten Blattl oder einer hohen Ringzahl auf die vorderen Ränge zu schießen. Denn es zählen sowohl die Zentrumstreffer wie auch die Ringe. Je nach dem, mit welcher Wertung (Blattl oder Ring) der Schütze eine bessere Platzierung erreicht, wird diese herangezogen. Dies wird Vererbte Wertung oder Adlerwertung genannt. Das Ergebnis ist alternierend, abwechselnd wird das beste Blattl-Ergebnis und das beste Ring-Ergebnis notiert. Anschließend das zweitbeste Blattl-Ergebnis und das zweitbeste Ring-Ergebnis, usw. Hat ein Schütze beispielsweise nur 35 Ringe (von 50 möglichen) erreicht, so würde er in der Ergebnisliste weit hinten stehen. Hat er dabei aber ein sehr gutes Blattl geschossen, so kann ihn das sehr weit nach vorne bringen – und das eher schlechte Ring-Ergebnis fällt somit in der Wertung unter den Tisch. 

Bei einer Punkt-/Meisterwertung wird die Ergebnisliste mit dem bestem Blattl-Ergebnis angeführt. Bei einer Meister-/Punktwertung wird der Schütze mit dem besten Ring-Ergebnis zuerst genannt. Es bleibt stets dem Veranstalter überlassen, ob er dem besten Ring-Ergebnis oder dem besten Blattl-Ergebnis den Vorzug gibt – es muss jedoch zuvor im Ladschreiben festgelegt sein.

Beim Ring-Ergebnis werden oft auch die Deckserien abgedruckt, denn dies ist für die Reihung notwendig. Bei Ringgleichheit wird die nächst bessere Serie des Schützen herangezogen. Da selten zwei identische Teiler geschossen werden, ist eine Notierung des Deckteilers meist nicht erforderlich.

Beim Zimmerstutzenschießen wird der schwarze 5er-Streifen für die Punkt-/Meister-Wertung auch Standl genannt. Ein Standl besteht aus fünf Schuss. Ein solcher Scheibenstreifen in einer anderen Farbe für eine andere Wertung wird nicht als Standl bezeichnet.
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Werden bei einem Zimmerstutzenschießen die fünf Schuss pro Serie nicht auf einen Scheibenstreifen abgegeben, sondern auf eine quadratische Scheibe, so kann es passieren, dass man sich ein gutes Blattl „kaputt schießt“, wenn man mit dem nächsten Schuss ebenso erfolgreich abkommt. 

Deswegen kann man sich bei einem ansehnlichen Blattl-Treffer eine Ersatzscheibe von der Schießaufsicht geben lassen. Auf die zweite Scheibe der aktuellen Serie schießt man dann die noch fehlenden Schüsse, damit die Serie wieder komplett ist. Die Aufsicht notiert auf der ersten und der zweiten Scheibe der Serie, dass diese fünf Schuss zusammen gehören. Somit ist das Blattl „gerettet“ und die Mannschaft in der Auswertung kann den Zentrumstreffer auch korrekt auszirkeln.
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Bei Traditionsmeisterschaften gibt es keine Punkt-/Meisterwertung, hier zählen nur die Serien. Sie werden im Normalfall ebenfalls auf schwarze Scheiben geschossen. Die Reihung erfolgt nach den besten Gesamtergebnis der beschossenen Serienscheiben. Meist sind dies 6x5 Schuss, also maximal 300 Ringe. Haben zwei Schützen das gleiche Gesamtergebnis erreicht, so zählt die zuletzt geschossene Serie. Wer hier die bessere Serie ausgeschossen hat, wird in der Reihung vorgezogen. Deswegen sind die beschossenen Serienscheiben nummeriert und müssen auch in genau dieser Reihenfolge beschossen werden.

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Die Blattl-Wertung – Tiefschuss

Neben der mitlaufenden Blattl-Wertung bei der Punkt-/Meisterserie gibt es auch reine Blattl-Wertungen auf den Preisschießen. Diese werden auf Scheiben wie Jubiläumsscheibe, Glücksscheibe, Festscheibe oder auch auf speziell ausgeschossenen Geburtstagsscheiben gewertet. Dies ist auch so im Ladschreiben angegeben, wenn auf der Scheibengattung nur der Tiefschuss zählt.

Bei der Blattl-Wertung wird entweder nur ein einziger Schuss abgegeben (ähnlich wie bei einem Königsschießen) oder der Schütze hat mehrere Schüsse für die jeweilige Scheibe bei der Einlage. Auch Nachkauf ist möglich, sofern angegeben. Meist werden die Blattl-Wertungen auch in 5er-Serien ausgeschossen, wobei hier die erreichte Ringzahl gar nix zählt, sondern nur die Zentrumstreffer.

Im oben gezeigten Beispiel hat der Zimmerstutzenschütze zwar hervorragende 25 Ringe geschossen, jedoch zählen auf diesem grünen Scheibenstreifen der Glücksscheibe nur die Blattl. Ein Blattl lässt sich nur als solches bezeichnen, wenn der kleine Zentrumspunkt weggeschossen worden ist. Hier wäre der Schütze froh gewesen, wenn er diese Leistung auf der Meisterserie hätte abliefern können...

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Beim Feuerstutzenschießen gibt es meist ein kleines aufgeklebtes Pappscheibchen auf der Scheibe, die genau den 10er abdeckt. Das ist das Blattl oder der Blattl-Karton, der – zur klassischen Auswertung per Teilermessmaschine – abgelöst werden kann.

Diese Blattl-Kartons gibt es in unterschiedlichen Farben. Bei der kombinierten Punkt-/Meisterserie ist er schwarz, auf der Glücksscheibe grün und die Hauptscheibe ist rot. Geburtstags- oder Ehrenscheiben werden oft auf blaue Scheiben/Blattl geschossen.

Auf der normalen KK-100m-Scheibe (die zumeist in Bayern für das Feuerstutzenschießen genutzt wird) hat der 10er einen Durchmesser von 50mm, also ist das Blattl ebenfalls in dieser Größe. 

Das Blattl hat einen Innenring und einen Außenring. Und dies ist so bei den allermeisten Blattl-Größen wie sie auf größere Distanzen und anderen Ständen, z.B. in Österreich verwendet werden.

Je nach dem an welcher Stelle der Schütze das Blattl trifft, wird das geschossene Blattl auch bezeichnet.

  1. Angeschossenes Blattl

  2. Außenring-Blattl

  3. Angeschossenes Innenring-Blattl

  4. Innenring-Blattl, ein sogenanntes „Mouche-Blattl“

Alle diese Blattl-Schussbilder zählen als 10er, wenn kombiniert die Ringe mit gewertet werden.

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Die Blattl-Auswertung – Den Teiler messen

Die Blattl werden nach Teilern ausgemessen. Dies bedeutet, dass in Tausendstel angegeben wird, wie weit das Zentrum des Einschusslochs vom absoluten Scheiben- bzw. Blattl-Mittelpunkt entfernt ist. 

Wird bei der Disziplin Zimmerstutzen auf Scheibenstreifen oder quadratische Scheibenkartons geschossen, so lassen sich die erzielten Tiefschüsse heutzutage elektronisch auswerten, indem die Scheibe oder der Streifen durch die Auswertungsmaschine (z.B. DISAG®) geschoben wird. Dabei wird der Teiler (und auch die erreichte Ringzahl) automatisch ermittelt und bestenfalls direkt an den Computer übergeben. 


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Die größeren Ausführungen der elektronischen Auswertemaschinen sind auch für Einsteckspiegel (26x26cm) geeignet, so dass auch Blattl und Ringe für KK100m und Feuerstutzen ausgewertet werden können. Hier wird dann der Einsteckspiegel ohne aufgeklebtes Papp-Blattl beschossen. Bei „echten“ Feuerstutzen-Blattl, die sich vom Scheibenkarton ablösen lassen, werden die Teiler separat ermittelt. 

Nachdem in den meisten Gegenden Deutschlands nur noch auf Ringwertung geschossen wird, sind die klassischen Teilermessmaschinen heutzutage nahezu unbekannt. Diese feinmechanisch präzisen Messinstrumente können seit Jahrzehnten auch nur noch im Antiquitätenhandel oder museal erworben werden, denn es gibt – mangels Nachfrage – keine Hersteller mehr.
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Die hier beispielhaft gezeigte Teilermessmaschine ist vom Hersteller Josef Feichtmaier aus Geiselhöring, sie verrichtet seit mehr als 50 Jahren jedes Wochenende tadellos ihren „Vortel-Dienst“. 

Zum Auswerten der kleinen Pappscheibe wird folgendermaßen vorgegangen:

Das Papp-Blattl wird vorsichtig durch das auszuwertende Schussloch auf den Dorn gesteckt. 

Anschließend wird der Halter (1) auf den Dorn aufgeschoben. Der Halter hat unten einen konischen Zapfen, der das Schussloch zentriert auf dem Dorn hält.

Der Halter ist innen mit einer Spiralfeder versehen, so dass man ihn beim Teilermessen auf das Papp-Blattl niederdrücken kann.
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Die Messuhr (3) wird auf Nullstellung gebracht, anschließend das eingespannte Papp-Blattl vorsichtig mittels des niedergedrückten Halters (1)  gedreht. Dabei wird die Messung angestoßen und das aus dem Zentrum laufende Blattl mit seiner „höchsten Stelle“ gegen den Schieber (2) zur Messuhr (3) gedrückt.

Auf der Messuhr kann nun an zwei Skalen abgelesen werden, welchen Teiler der Tiefschuss erreicht hat. An der waagerechten Skala (4) erfolgt die 100er-Ablesung. Hier lässt sich ablesen, dass der Teiler knapp unter 200 liegt – es ist nur ein voller 100er angezeigt. 
An der Rundskala (5) erfolgt die Detailablesung, die eine „92“ zeigt. Beide Werte (also 100 und 92) werden nun addiert, schon ist der Teiler ausgezirkelt. Hierbei handelt es sich um einen 192-Teiler, der Mittelpunkt des Schusslochs ist 1,92mm
vom Zentrum der Pappscheibe entfernt.

Der ermittelte Teiler wird auf der Rückseite des Papp-Blattls notiert. Auch die Teilnehmernummer des Schützen wird sofort dort vermerkt. So lassen sich alle geschossenen Blattl der Veranstaltung den jeweiligen Schützen zusortieren.
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Auswertung mit klassischer Teilermessmaschine
Bei diesem 113-Teiler (Feuerstutzen) ist die exzentrische Abweichung von 1,13mm noch mit dem Auge deutlich zu erkennen.
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Elektronische Auswertung 
eines Scheibenstreifens

Bei diesem 10,7-Teiler (Zimmerstutzen) ist
die exzentrische Abweichung von 0,107mm
 mit dem Auge fast nicht mehr zu erkennen.

Auch Zimmerstutzen-Tiefschusswertungen werden oftmals bei bestimmten Scheiben auf kleinere aufgeklebte Papp-Blattl ausgeschossen. Diese kommen insbesondere bei Bildscheiben mit beispielsweise jagdlichem Motiv zum Einsatz. Ausgewertet werden diese Blattl ebenfalls mit einer klassischen Teilermessmaschine.

Zum zügigen und korrekten Blattl-Auswerten bedarf es einiger Übung. Und man muss auch einen „unbestechlichen Charakter“ sowie einen guten Ruf unter den Schützenkameraden haben, um bei Vortel- und Preisschießen oder Meisterschaften als Mitglied des „Zirkelausschuss“ unangefochten anerkannt zu sein.

Übrigens: ein Blattl wird niemals zweimal ausgewertet, sofern es zu keinerlei Beanstandungen kommt. Zum Einen muss sich der Schütze auf das korrekte Arbeiten der Auswertungsmannschaft verlassen können, zum Anderen leidet ein Papp-Blattl darunter, wenn es mehrfach in die Teilermessmaschine eingesetzt wird – es kann dann fast nicht mehr korrekt nachgewertet werden.

Bei jedem der beiden Auswertungsmodi muss sowohl die elektronische Ringlesemaschine wie auch die manuelle Teilermessmaschine für die jeweilige Scheiben- bzw. Blattl-Größe justiert und eingerichtet werden. Bei den Scheiben und der Ringauswertung muss in der Software der Lesemaschine genau die Ringabstände und 10er-Durchmesser sowie das Kaliber (Schusslochgröße) einprogrammiert sein, damit die optische Abtastung korrekt erfolgen kann. Bei der manuellen Teilermessmaschine gibt es unterschiedliche Varianten, die für verschiedene Blattl-Größen eingerichtet sind. Manche Maschinen lassen sich auch bequem mit einer Schablone umstellen, wenn eine andere Blattl-Größe ausgewertet werden soll.

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Ehrenscheiben – Das Schießen auf bemalte Schützenscheiben

Bei einigen Feuerstutzen-Traditionsschießen wird zu besonderen Anlässen die Möglichkeit geboten, mit dem Stutzen direkt auf eine bemalte Holzscheibe zu schießen. Solche Scheiben werden kunstvoll gemalt, jeweils mit einem passenden Motiv nach Wunsch des Gebers versehen. Dies können – je nach Anlass – beispielsweise Ehrenscheiben, Jubiläumsscheiben oder Geburtstagsscheiben sein. Im Normalfall hat jeder Schütze nur einen einzigen Schuss für diese Scheibe.
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Vor Beginn des Schießens wird die zu beschießende Holzscheibe (meist mit einem Durchmesser von 60-90cm) im Ladsaal oder auf dem Schießstand ausgestellt. Hier kann sich der früh angereiste Schütze damit vertraut machen, welche Stelle später auf der Scheibe anzuvisieren ist – denn nicht immer ist das aufgemalte Blattl zentrisch aufgebracht.

Wer erst zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Schießstand erscheint, muss sich ggf. bei den Schützenkameraden oder bei der Schießleitung erkundigen, wo sich das Ziel auf der Scheibe befindet. Denn wenn die Scheibe einmal zum Beschießen auf die Schießbahn hinaus transportiert wurde, sieht man nur noch schlecht, welche Stelle es auf der Scheibe zu treffen gilt. Manchmal liegt beim Schreiber auch ein Foto der Scheibe vor, auf dem der Zielpunkt markiert ist.
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Die Ehrenscheibe hängt zwischen 100-150m entfernt (je nach Schießstand) oft an einer gesonderten Stelle der Kugelfänge. Der Schütze geht dann an den Stand, von welchem aus die Scheibe zu beschießen ist. 

Dort sitzt ein Schreiber, der sich auf einer nummerierten Liste den Namen des antretenden Schützen notiert. Dann wird die Scheibe freigegeben und der Schütze kann „seinen Schuss“ auf die Ehrenscheibe abgeben. 

Hier hat also der Schütze eine andere Nummer als die Teilnehmernummer, mit welcher er bei den anderen Bewerben des Preisschießens antritt.

 


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Hat der Schütze seinen Schuss abgegeben, wird die Scheibe durch den in der Deckung wartenden Zieler eingeklappt und der jeweilige Schuss wird „gesucht“. Hat der Zieler das Schussloch gefunden, wird dort ein nummerierter Kölbl (ein passend zum Kaliber-Loch vorbereiteter Holzstöpsel) eingeschlagen. Dieser trägt die Nummer auf der Liste des Schreibers. Der Zieler schwenkt mit einer Zielerkelle, um dem Schützen „ungefähr“ aufzuzeigen, wo sein Schuss eingeschlagen ist. Anschließend wird die Ehrenscheibe für den nächsten Schützen freigegeben. Eine etwaige Kommunikation zwischen Zieler und Schreiber findet ggf. durch eine Art Schießstand- oder Feldtelefon statt.
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Da die Ehrenscheibe meist nicht über die ganze Schießzeit bedient wird, muss sich der Schütze danach richten, zu welchen Schießzeiten darauf geschossen werden kann. Sind alle Schützen angetreten und die Schießzeit am letzten Schießtag beendet, wird die Scheibe eingeholt. 

Nun tritt der Zirkelausschuss zusammen, macht eine erste Sichtkontrolle und vergleicht die eingeschlagenen Kölbl mit den Nummern auf der dazugehörigen Liste des Schreibers. Daraus wird dann eine Ergebnisliste mit den zehn oder fünfzehn besten Treffern zusammen gestellt – je nach Anzahl der zu vergebenden Preise auf dieser Ehrenscheibe. 



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Vor der abendlichen Preisverteilung wird die beschossene Scheibe hereingetragen. Zumeist scharen sich die vermeintlich erfolgreich abgekommenen Schützen um die Scheibe, um zu schauen, welcher Kölbl denn der ihre ist. Deswegen ist es wichtig, sich die Nummer zu merken, mit der man auf die Ehrenscheibe geschossen hat. Steht hier nun ein Schütze mit einem 'besonders breiten Grinsen' vor der Ehrenscheibe, so kann es sein, dass es sein Kölbl ist, der im Zentrum eingeschlagen ist.
In diesem Beispiel hat der Schütze mit dem Kölbl Nummer 59 die Ehrenscheibe gewonnen, da dieser Tiefschuss am nächsten zum Zentrum des aufgemalten Blattls sitzt.

Auch wenn der Schütze die Scheibe „gewonnen“ hat, so verbleibt diese meist auf der Schießstätte. Dies ist aber zuvor im Ladschreiben angegeben, ob die Scheibe beim Geber bleibt, oder dem Gewinner übergeben wird. Oft wird auf die vorgesehene Stelle der Scheibe der Name des Gewinners eingetragen, z.B. „Gegeben von Franz-Xaver Huber – Gewonnen von Sepp Hansmayr“. Dies ist dann eine schöne Erinnerung an einen erfolgreichen Schießtag, wenn der Schütze ein nächstes Mal auf diese Schießstätte anreist.

Sofern bei Feuerstutzen keine Möglichkeit besteht, dass die Holzscheibe direkt beschossen werden kann – oder dass mit Zimmerstutzen eine Ehrenscheibe ausgeschossen wird – findet der Wettbewerb oft mit auf Scheibenkarton mit aufgeklebtem Blattl statt. Nach Beendigung des Schießens wird das Best-Blattl dann auf die bemalte Holzscheibe dauerhaft aufgeklebt und der Name des Gewinners ebenfalls aufgebracht.

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Die Preisverteilung 

Es ist einer Schießveranstaltung sehr dienlich, wenn bis zur Preisverteilung kontinuierlich die Listen mit Zwischenergebnissen ausgehängt werden, damit die anwesenden Schützen ihre Resultate einsehen können. Hier kann der Schütze auch überprüfen, ob in der Auswertung „nix schief gegangen“ ist – ob nicht versehentlich eine Scheibe falsch zugeordnet wurde oder vergessen wurde auszuwerten. So kann er bei der Schießleitung nachfragen, wenn ihm etwas unklar erscheint. Bestenfalls werden nach Ende der Auswertung und vor der Preisverteilung die kompletten Ergebnislisten ausgehängt, um eine Einspruchsfrist (mit Nennung der Uhrzeit) zu ermöglichen – auch wenn dies die Spannung auf die Siegerehrung etwas nimmt. Die Möglichkeit für eine Einspruchsfrist sollte aber vor allem bei der Austragung von Meisterschaften vorhanden sein.
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Sofern Sachpreise zur Auswahl stehen, sollten diese – je nach räumlicher Möglichkeit – schon während der Schießtage oder rechtzeitig vor der Preisverteilung ausgestellt werden, damit sich die Schützen „schon mal etwas aussuchen können“, wenn sie dann anschließend wirklich zu den Preisträgern gehören. Dies beschleunigt die spätere Auswahl und Verteilung. Werden die beliebten silbernen Hutnadeln ausgeschossen, können diese auch schon gezeigt werden.
Der Zeitpunkt und Ort der Preisverteilung ist im Ladschreiben festgelegt. Die Preisverteilung sollte auf keinen Fall früher beginnen als angegeben. Oft beginnt sie sogar ein wenig später, wenn kurz vor Kassenschluss noch ein rechter Andrang am Stand war. 
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Der Veranstalter entscheidet selbst, in welcher Reihenfolge die einzelnen Wertungen verlesen und die Preisträger bedacht werden. Oft werden die normalen Wertungen vor der Prämierung der Ehrenscheibe durchgeführt. Steht im Ladschreiben, dass der Schütze für die Abholung seiner Preise selbst verantwortlich ist, so ist der Veranstalter nicht verpflichtet, den Preis aufzuheben oder zuzusenden. Der Veranstalter kann somit auch entscheiden, dass nicht anwesende Preisträger keinen Anspruch haben – sofern sich nicht ein Schützenkamerad findet, der ihm den Preis mitnimmt. Der Veranstalter sollte sich die Übergabe des Preises vom mitnehmenden Schützenkameraden quittieren lassen, insbesondere bei hochwertigen Preisen. 

Nach Ende der Preisverteilung wird gerne noch gemütlich zusammen gesessen – besonders wenn eine Musik spielt, die sich auf das Spielen von traditionellen Weisen ohne elektrische Verstärker versteht. Der Ausrichter und seine ehrenamtlich mithelfende Mannschaft sowie der Zirkelausschuss sind froh, wenn die Veranstaltung ohne Komplikationen durchgeführt werden konnte. Auch wenn es mal wieder sehr viel Arbeit war, die für die Vorbereitung und Durchführung angefallen ist, so freut man sich gemeinsam über eine hohe Teilnehmerzahl, zufriedene Gesichter und das gute Gelingen. 

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© Text & Abbildungen: Brigitte G. Hölscher / München – August 2008

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