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Munitionsherstellung 
und Wiederladen „anno dazumal“
 

Von Brigitte G. Hölscher

 

 

So wie es der Traditionsschütze heute auch gewohnt ist seine Munition selbst herzustellen, war dies zur Zeit des Beginns des Scheibenstutzenschießens mit Feuerstutzen ebenfalls der Fall. Doch die Werkzeuge und Techniken dazu haben sich inzwischen ein wenig geändert. Dieser Artikel soll einen kleinen Einblick in diese Thematik geben.

Als noch mit Vorderladern geschossen wurde, musste die Waffe nach jedem Schuss direkt am Schießstand neu geladen werden. Hier gab es schon vor Jahrhunderten einschlägige Sicherheitsrichtlinien, die Unfälle vermeiden sollten. Man stelle sich große Festschießen vor, bei dem die Schützen reihenweise offen mit leichtentzündlichem Schwarzpulver hantierten. Hier konnte es schon durch kleine Unachtsamkeiten zu größeren Unfällen kommen. Erst durch die Einführung von Hinterladern und der Verwendung von bereits vorgefertigter Patronenmunition wurde hier das Gefahrenpotential erheblich gesenkt. 

So wie auch heute jeder Stutzen größtenteils seine eigene Munition benötigt, die direkt auf das Patronenlager abgestimmt ist, war auch damals eine große Bandbreite unterschiedlicher Hülsen mit den jeweiligen Kalibrierungen notwendig. Auch war dies ein Mittel, dass der Schütze weiterhin an den Büchsenmacher, der die Waffe hergestellt hat, gebunden war. Denn dieser kannte die Feinheiten des Stutzens und die besten Hülsen, Geschosse und Laborierungen zur Munition.

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Im Ladsaal

Nachdem der normale Stutzenschütze damals „nur eine Hand voll“ Hülsen für seinen Stutzen hatte, wurde nach dem Schießen von ein oder zwei Serien die  Hülsen direkt im Ladsaal der jeweiligen Schießstätte wieder geladen. Daher resultiert auch die Bezeichnung Ladsaal. Obwohl eine Serie damals nur aus drei Schuss bestand, war oft mehrmaliges Wiederladen an einem Schießtag notwendig.

Dazu waren beispielsweise in der Schießstätte Allach die großen Ladsaaltische mit Holzaufsätzen versehen, die jeden Tisch in acht Parzellen unterteilten. So war aus Sicherheitsgründen für jeden wiederladenden Schützen der notwendige Platz geschaffen, um relativ gefahrlos die abgeschossenen Hülsen mit den mitgebrachten Utensilien wieder zu beladen. 

Postkarte zur Eröffnung der Schießstätte Allach 1901 

Im mobilen Einsatz  waren die später erhältlichen vorgefertigten Pulverpresslinge oder Pulversackerl sehr dienlich, die das Abwiegen und Portionieren des Pulvers überflüssig machten.

Betuchtere Schützen hatten größere Hülsenmengen und ließen sich oftmals die Munition von „ihrem“ Büchsenmacher laden. So hatten sie meist ausreichende Bestände für den Schießtag zur Verfügung.

 

 

Die Wiederlader-Ausrüstung

Die folgenden Abbildungen zeigen verschiedene Utensilien für die Herstellung von Scheibenstutzenmunition, wie sie für den mobilen und stationären Einsatz vor ca. 100 Jahren verwendet wurden. 

Einen große Anzahl der Schützen stellte nicht nur die Munition eigenhändig her, sie gossen auch die Bleigeschosse für ihre Munition selbst. Dazu wurde die Gießkokille verwendet. Sie schmolzen das Blei mit dem gewünschten Härtegrad ein und gossen Geschoss für Geschoss in der „Kugelform“.

Die Zusammenstellung zeigt verschiedene Produkte aus dem Stukenbrok-Katalog um ca. 1910.

 

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Pulverabfüllung mit der Rottweil Körting Ladmaschine
Text und Bilder: Marcel Tacke Heidelberg
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Die Ladmaschine für die konstante Pulvervolumenmessung wurde von der Firma Körting in Rottweil vermutlich zwischen 1900 und 1914 hergestellt. Das Pulver wird oben in den verzinkten Blechtrichter eingefüllt. Den unteren Abschluss des Trichters bildet eine durch einen Hebel verschiebbare Messingplatte. Darin enthalten ist ein einstellbares Pulvermaß. In einem Zylinder lässt sich ein Kolben verschieben. Der Kolbenauszug ist an einer Zentimeter-Skala ablesbar.
 

Ladeablauf:

  1. Das Pulvermaß wird auf das gewünschte Pulvervolumen eingestellt.
  2. Das Pulvermaß wir mit dem Hebel unter die Trichteröffnung geschoben und füllt sich mit Pulver.
  3. Das Pulvermaß wird mit dem Hebel in Richtung des unten angebrachten Messingtrichters geschoben.
  4. Die zu ladende Patronenhülse wird dicht unter den Messingtrichter gehalten. Nun wird das Pulvermaß durch Drehung in den Trichter geleert. Das Pulver rieselt in die Patronenhülse.
  5. Das Pulvermaß wird zurückgedreht und mit dem Hebel wieder unter den Pulvervorratsbehälter geschoben.

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Das Wiederladen bei größeren Munitionsmengen
Apparate aus Privatsammlung
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Sollten größere Mengen von Hülsen wiederbeladen werden, empfahl sich in den späten 1920er Jahren die Firma Peschel aus Finsterwalde mit einem patentierten Zündhütcheneinsetzapparat.

Zum Einsetzen der Zündhütchen legt man die Hütchen oben mit dem offenen Teil in die Schale und kippt diese dann in die Zuführung, die vorne mit einer Glasplatte verschlossen ist. In den Serpentinen können die Zündhütchen nachrutschen. Die gesäuberte Hülse wird unten in das Lager gelegt und nach Niederdrücken des Hebels ist das Zündhütchen gesetzt.

Perkun-Zündhütcheneinsetzapparat 1929

 

Für das Ausziehen von abgeschossenen Zündhütchen wurde ebenfalls ein Apparat von Peschel vorgestellt, der das Vorbereiten größerer Hülsenmengen beschleunigte. 

Durch Niederdrücken des Hebels wird das noch in der Hülse sitzende Zündhütchen durchstochen, worauf der Ausziehstift eine waagerechte Bewegung nach hinten macht und das Zündhütchen auszieht.

Perkun-Zündhütchenausziehapparat 1929

 

Die beiden Apparate zum Ausziehen und Setzen von Zündhütchen gab es ab 1929 im Handel. Im Zink-Katalog wurden sie für 78 Mark angeboten, was damals eine hohe Summe war. Somit ist davon auszugehen, dass sich solche Apparate seltener in Privatbesitz befanden, sondern eher zum Inventar von Vereinen oder Büchsenmachern gehörten.

 

© Brigitte G. Hölscher / Februar 2008

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